Wir zogen gemeinsam mit ca. 100 Studierenden von der Frankfurter Uni und einem großen Block von Sozialarbeitenden aus der Stadt Offenbach in einer großen Demo
zu einer Kundgebung vor der Zentrale der Arbeitgeber und zeigten diesen die rote Karte für ihre Nichtverhandlungsbereitschaft besonders bezogen auf unsere
Berufsgruppe.
Bei der Demo in Gießen kamen vor allen die Anliegen der Sozialarbeitenden sehr deutlich zur Sprache und es gab viele gute Beiträge von Kolleginnen und Kollegen
aus Jugendämtern und Behinderteneinrichtungen. Besonders gefreut haben wir uns, dass an diesem Tag die Kolleginnen aus Marburg und eine weitere Kollegin aus dem
Landesvorstand zu unserer Demogruppe stießen und wir inzwischen bei einer ziemlich konstanten Gruppe von 15 DBSH- Demonstrierenden mit gelben Westen, Pfeifen
und z.T. auch Kappen und dem Transparent und einigen Fahnen geworden waren und damit auch gut sichtbar waren.
Der Höhepunkt in den Streikwochen war sicherlich die Demo am 28.5.15 mit 16.000 Menschen auf dem Römer in Frankfurt mit vielen tollen und z.T. auch sehr
kreativen Beiträgen zur Aufwertungskampagne, bei der auch sehr deutlich wurde, dass dies eben nicht nur der „Kitastreik“ war sondern eben auch unserer.
Und dann kam am 3.6. ein völlig unannehmbares Schlichtungsangebot, das von den DBSH-Streikenden und SuE-Beschäftigten mit großer Mehrheit abgelehnt wurde.
Wir begleiteten dies durch einen Meinungsaustausch bei einem guten Essen in einem Offenbacher Restaurant, bei dem wir eine Stellungnahme dazu schrieben und durch
eine Online-Sammlung von Meinungsäußerungen von Kolleginnen und Kollegen (beides auf unserer Homepage zu finden) , die wir an unsere Verhandlungsführenden und
an den dbb versandten und auf die wir leider keine Reaktion oder Rückmeldung erhielten. Wir hoffen aber, dass unsere formulierte Position dem Michael Leinenbach
und der Gaby Böhme etwas den Rücken gestärkt hat in ihrer weiteren Ablehnung des Verhandlungsergebnisses und in ihrem Kampf darum, bei den Verhandlungen doch
noch etwas für die Sozialarbeitenden zu erreichen.
Es folgte die Sommerpause und dann am 30.9.15 die Einigung, bei der es nun doch auch noch Erhöhungen für die Kolleginnen und Kollegen in der S14 gab, und dann
die Urabstimmung dazu. In der das Ergebnis mit 64 % Ja-Stimmen angenommen wurde.
Das war eine lange Zeit und eine intensive tarifliche Auseinandersetzung. Was hat sie uns gebracht?
- Sicherlich die nicht erhoffte Aufwertung in den Eingruppierungen und auch nicht die Abschaffung der Rückstufung bei den Altersstufen (wenn jemand in eine
höher dotierte Stelle wechselt) und auch nicht erwünschte Festschreibung der Einstufung für die AbsolventInnen der Masterstudienstudiengänge.
- Wohl aber in zunehmendem Maße eine deutlichere Wahrnehmung als Berufsgruppe in der Bevölkerung.
- Denen, die als Gruppe von DBSH-Mitgliedern oder auch als erkennbare Einzelmitglieder unterwegs waren, das gute Gefühl und die Erfahrung , gemeinsam für
etwas zu kämpfen und für die Wahrnehmung und Wertschätzung unseres Berufsstandes einzustehen
- ein Bewußtwerden dessen und eine Auseinandersetzung damit , welchen Wert unsere Arbeit für unsere Gesellschaft hat und wie sie dort wahrgenommen (oder eben
auch noch nicht wahrgenommen) wird
- die Freude darüber, dass KollegInnen, die zu Beginn sagten, dass Streik nicht „ihr Ding“ sei, sich doch aufrafften und dann treu und engagiert mit uns
gingen
- positive und negative Erfahrungen mit den Verdi-und GEW-Kolleginnen und Kollegen
- aber letztendlich doch ein solidarisches Miteinander der verschiedenen Gewerkschaften
- das Gefühl für uns fünf Offenbacher DBSH-Kollegen, so etwas wie eine „DBSH-Betriebgruppe“ zu sein, die im Offenbacher Arbeitskreis für soziale Arbeit
gemeinsam mit den verdi-KollegInnen agiert aber auch eigene Akzente setzt und auch als solche optisch sichtbar ist
- den Kontakt und die Zugehörigkeit zum Netzwerk für Soziale Arbeit in Frankfurt
- viel Stress, Ärger, Frust und Herausforderungen für unsere Verhandlungsführer
- das Bewusstwerden werden, wie wichtig (und mühsam) es ist, Mitglieder zu werben (gerade unter den Studenten und den Berufsanfängern) und darauf hin zu
arbeiten, dass sich mehr Sozialarbeitende möglichst bei uns organisieren
- die Erfahrung, dass es schwer und für die meisten kaum möglich ist, mit maximal 50 Euro Streikgeld am Tag mehrere Wochen lang zu streiken
- eine Anhebung des Gehaltes des ErzieherInnen und der Sozialarbeitenden in den Stufen S11 bis S14
- Und sicherlich abschließend auch die Erkenntnis, dass man eine Veränderung der Wertschätzung unserer Arbeit in der Gesellschaft nicht nur durch Streiks
erreichen kann, sondern dass dies ein langwieriger und mühsamer Prozess ist, in dem wir als Berufsverband die wichtige Aufgabe haben, unsere Profession
immer besser und differenzierter darzustellen und uns klar und sichtbar zu den sozialen Fragen unserer Gesellschaft zu positionieren, damit der Wert
sozialer Arbeit von immer mehr Menschen erkannt und irgendwann auch einmal angemessener bezahlt wird.
Auch wenn eine Aufwertung der Sozialen Arbeit nicht (nur) durch Streiks zu erreichen ist, ist es trotzdem wichtig, auch beim nächsten Mal wieder auf die Straße
zu gehen und uns als DBSH-ler dort zu zeigen und für das, was uns wichtig ist, gemeinsam einzustehen.
Noch nie haben so viele DBSH-Mitglieder gestreikt und sich an Aktionen beteiligt wie dieses Mal. Noch nie wurden so viel Streikgelder ausgezahlt. Auch, wenn
nicht das gewünschte Ergebnis dabei herausgekommen ist, hat sich doch was bewegt in Deutschland (und natürlich auch in Hessen) in den letzten Monaten und wir
sind als Berufsverband an vielen Stellen sichtbar und deutlich wahrnehmbar geworden. Dafür möchte ich als Streikleitung unseren Verhandlungsführern in der VKA
und auch besonders den 30 KollegInnen, die in unserem Landesverband dieses Mal gestreikt haben und bei vielen Aktionen und Demos dabei waren, ganz herzlich
danken un
Ruthild Neß
(Mitglied im Landesvorstand Hessen und Streikleitung)